Volker Guyenot (Jena)
Das Zeiss-Denkmal in Jena
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 20 (2017), S. 11-26
Inhalt:
Zum 200sten Geburtstag von Carl Zeiss hat sich eine Bürgerinitiative für die Errichtung eines Carl-Zeiss-Denkmals gebildet. Die anderen Gelegenheiten für eine solche Ehrung fielen in ungünstige Zeiten. Der erste Weltkrieg, die Nachkriegszeit nach 1945 und schließlich die Nachwendezeit boten nicht den Hintergrund für ein derartiges Vorhaben. Nach dem Vorbild der Abbe-Gedenkstätte sollte es ein Ausdruck des Bürgerwillens sein. Klaus-Dieter Locke schuf eine Figur im Auftrag der Bürgerinitiative. Am 11. September 2016 war Grundsteinlegung. Die feierliche Einweihung fand ein Jahr später statt.
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Kurt Bischoff; Max Bischoff (Oberkochen); Ida Bischoff; Roland Bischoff; Dora Hangert, geb. Bischoff
Werner Bischoff – Teil 1: Sein Leben in Graz und in Jena
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 343-376
Inhalt:
Die Kinder des erfolgreichen und über Jena und Ilmenau hinaus bekannten Konstrukteurs und Entwicklers schildern Jugend, Ausbildung und den beruflichen Werdegang bis Anfang der 1950er Jahre. Zur NS-Zeit war er in den zu Carl Zeiss Jena gehörenden „Optische Werke Warschau“ tätig. Seine aufrecht erhaltene österreichische Staatsbürgerschaft bewahrte ihn 1945 vor der Deportation in die Sowjetunion. Er leitete den Aufbau des Bereiches Forschung und Entwicklung im Jenaer Zeisswerk. Die Entwicklung seiner Karriere bis 1953 wird geschildert. Die Wirrungen nach dem 17. Juni 1953 führen letztlich dazu, dass er bei Zeiss entlassen und Professor für Feingerätetechnik sowie Institutsleiter an der TH Ilmenau wurde. Seine Erfolge dort werden in dem weiteren Artikel dieses Jahrbuches geschildert.
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Armin Schöppach (Aalen)
Ist „Fachkarriere“ eine Möglichkeit, dem fachlich orientierten Ingenieur einen Karriereweg zu eröffnen?
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 287-342
Inhalt:
Bei der Fachkarriere liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit, hier vereinfacht formuliert, nicht auf Personal- und Kostenverantwortung, sondern auf fachlicher Verantwortung. Der Fachexperte ist wesentlich näher am Produkt, damit auch direkter mit Fehlern in Verbindung zu bringen. Er (oder sie) riskiert dabei zwar nicht seine Arbeitsstelle oder seine Zulagen, aber seinen Ruf, wenn man ihm oder ihr einen Fehler nachweisen kann. Der Fachexperte ist damit trotz dieser scheinbar schwächeren Form von Verantwortung als der Manager ebenso psychischen Belastungen ausgesetzt und, da er oder sie in der Regel ein sehr ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein haben, reicht dieses auch in das Privatleben und belastet es. In der optischen Industrie und hier insbesondere in der Firma Carl Zeiss haben bis heute, wie bereits oben erwähnt, die „Tüftler“ und Erfinder entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Ernst Abbe war wohl immer dieser Kategorie zuzuordnen, auch wenn er darüber hinaus ein hervorragender Manager war. Aber auch vor „Carl Zeiss“ und den dazu gehörenden Unternehmen hat die doch recht einseitige Betonung der Management „skills“, wie es heute heißt, nicht Halt gemacht. In einem Unternehmen, das sich z. B. bereits im 19. Jh. in eine Stiftung umgewandelt hatte mit einem die Mitarbeiter vor allem in fachlicher Hinsicht wertschätzenden Statut, werden Entscheidungen anders aussehen als in einem traditionell von einer starken Administration geprägten Aktien-Unternehmen. Verschiedene Arbeitsorganisatorische Modelle werden diskutiert.
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Peter Nitzschke (früher Jena, jetzt Aschaffenburg)
Zur Geschichte des Klimalabors im Unternehmen Carl Zeiss Jena
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 273-286
Inhalt:
Ende der 1950er Jahre erkannte man, dass ein erfolgreicher Export nur nach Prüfung auf Klimatauglichkeit möglich ist. Erste Geräte wurden beschafft. Im Zeiss-Südwerk bestand damals bereits eine begehbare Klimakammer, die für Einsatzerprobungen von den Erzeugnisbereichen „Vermessungsgeräte“ und „Bildmess“ genutzt wurde. Es kamen Untersuchungen zum Einfluss von Schimmelpilzen und Staub hinzu. Salznebeltest und Rütteltische ergänzten weiter das Portfolio. Es etablierte sich die Norm gerechte Prüfung nach TGL. Nach 1990 entstand das Zentrale Testlabor QS/L. Erstmals waren die Arbeitsgebiete Elektromagnetische Verträglichkeit, Gerätesicherheit, Werkstofftechnik und Umweltsimulation/Klimalabor räumlich und strukturell vereinigt, was eine sehr effektive Arbeit ermöglichte.
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Edward H. Geyer (Brockscheid)
Carl Bosch und die Anfänge einer deutschen Südsternwarte
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 503-518
Inhalt:
Um die Wende des 19. Jahrhunderts zum zwanzigsten entstand im deutschen Reich ab 1870 eine Reihe neuer Sternwarten und andererseits wurden die vor 1850 errichteten astronomischen Institute auf den Stand der Technik umgerüstet, um den neuen naturwissenschaftlichen und technischen Kenntnissen Rechnung zu tragen. Das waren Verbesserungen der optischen Qualität der Fernrohre und der Nachweistechnik mittels Fotoplatten. Mit der Gründung der Astronomischen Gesellschaft (AG) im Jahre 1863 kam es auch zur engeren Zusammenarbeit nicht nur der deutschen Sternwarten, sondern mit vielen ausländischen auch in Übersee. An der Bonner Sternwarte wurde die erste große Bestandsaufnahme des nördlichen Sternhimmels vom Himmelspol (90°) bis zu – 23° südlicher Deklination 1851 – 1881 durchgeführt. Ab 1892 – 1914 wurde an der Cordoba Sternwarte in Argentinien die Registrierung bis zum südlichen Himmelspol erweitert. Der Chemiker und Industrietechniker Carl Bosch (1874 – 1940, Nobelpreistrager 1931) war ein großer Freund der Astronomie und der Astronomischen Gesellschaft. Er wollte mittels einer beträchtlichen Stiftung(~ 1,5 Millionen RM?) den deutschen astronomischen Instituten und Sternwarten den Bau einer Südsternwarte unter wesentlich besseren Wetterbedingungen und auch in größerer Höhenlage als bisher finanzieren. Streitigkeiten zum Aufstellungsort führten dazu, dass Bosch sein Angebot zurückzog. Erst nach 1955 kam es zum Zusammenschluss und 1965 zur Gründung des Gemeinschaftsprojektes „European Southern Observatories“ (ESO).
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Hans-Joachim Illig (Jena)
WTI Jena – 40 Jahre Wärmetechnik und Automatisierung für die Glas-, Keramik- und Zementindustrie
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 469-501
Inhalt:
Nach 1945 konnte die ostdeutsche Glasindustrie, bedingt durch die Teilung Deutschlands, die Dienstleistungen der Hüttentechnischen Vereinigung der Deutschen Glasindustrie in Frankfurt am Main nicht mehr in Anspruch nehmen. Es fehlte eine Einrichtung zur Forschung, Beratung und messtechnischen Hilfe in den Betrieben der Silikathüttenindustrie. Zunächst als Akademieinstitut gegründet, erfolgte 1956 die Umwandlung in das selbständige Institut für Wärmetechnik und Automatisierung (WTI) der Silikathüttenindustrie mit dem Standort in Jena-Burgau. Die Hauptaufgabe des Institutes bestand darin, Anlagen mit hohem wärmewirtschaftlichen Wirkungsgrad zu entwickeln und bei der Bereitstellung mitzuwirken. 1989 blickte das WTI auf eine erfolgreiche Bilanz von Optimierungsprojekten zurück.
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Johannes Gumpert (Jena)
Das Krebsmedikament Bendamustin – eine Erfolgsgeschichte der Jenaer Krebsforschung
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 419-468
Inhalt:
Auf einem Jubiläums-Symposium „50 Jahre Bendamustin“, das im September 2012 im Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knoll-Institut– auf dem Beutenberg-Campus in Jena stattfand, wurde eindrucksvoll demonstriert, dass Bendamustin eine der ganz wenigen innovativen Krebspräparate aus der deutschen Forschung ist. Die Strategie beruhte auf der Antimetabolit-Konzeption, die Ende der 1940er Jahre Eingang in die Krebsforschung gefunden hatte. Die eigentliche Geschichte des Bendamustins begann 1961 in der Abteilung Organische Chemie des IMET (später ZIMET). Tausende neue Verbindungen mit Lost-Gruppen wurden synthetisiert. Nach Auswertung der frühen Tierversuche wählte Knoll 1963 aus 17 synthetisierten Lost-Benzimidazol-Verbindungen die Substanz IMET 3393 zur intensiven Weiterbearbeitung aus. Sie bekam den Namen Cytostasan®, der bis 1992 verwendet wurde. Zahlreiche Schwierigkeiten, die mehrfach auch fast zum Abbruch der Herstellung und Verwendung geführt hätten, haben den Entwicklungsweg von Bendamstin begleitet. Heute ist Bendamustin weltweit zugelassen und hat zahllosen Patienten Heilung oder wenigstens Linderung verschafft.
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Rosemarie Fröber (Jena)
Mit Skalpell und Spiritus – Auf den Spuren der Geschichte der Jenenser Anatomie
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 395-418
Inhalt:
Ein halbes Jahrhundert nach der Gründung im Jahre 1558 etablierte sich die Anatomie als medizinische Disziplin an der Jenaer Universität. Erster Professor für Anatomie war Werner Rolfinck. Ihm folgten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, darunter Goethes Leibarzt Loder. Nach und nach entstand eine stattliche Sammlung von Präparaten und Wachsmodellen, deren Geschichte mit zahlreichen Details dargelegt wird. Heute gliedert sich die Anatomische Sammlung ihrem Charakter und Verwendungszweck entsprechend in einen historischen und einen zeitgenössischen Sammlungsbestand. Die im „Goethe-Saal“ in historischen Vitrinen untergebrachten, bis ins 18. Jahrhundert zurück reichenden Sammlungsobjekte stellen Vermächtnis und Zeugnis des medizinischen Erkenntnisgewinns bedeutender Vorgängergenerationen dar. Die zeitgenössische Lehrsammlung wird im „Rolfinck-Saal“ in modernen Vitrinen präsentiert. Bis heute gehört die Anatomische Sammlung der Medizinischen Fakultät zu den einzigartigen Zeitzeugen der traditionsreichen Friedrich-Schiller-Universität Jena.
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Manfred Steinbach unter Mitarbeit von Günther Höhne, Manfred Schilling und René Theska
Werner Bischoff – Teil 2: Sein Leben in Ilmenau
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 377-394
Inhalt:
Der Autor hatte viele Kontakte zu Werner Bischoff während seiner Ilmenauer Zeit. Er schildert seine Begegnungen aus persönlicher Sicht. Bischoff las seine Vorlesungen, die druckreif ausgearbeitet waren, weitgehend vom Blatt ab. Als Chef war Bischoff korrekt, aber distanziert. Jedoch hielt er eine gewisse emotionale Bindung zu seinen Schülern und Mitarbeitern aufrecht, auch über viele Jahre hinweg. Eine posthume Ehrung erfuhr Werner Bischoff durch die Vergabe seines Namens an einen mit dem Tautenburger Teleskop entdeckten Kleinplaneten. Im Jahre 2015 schließlich benannte die Universität Ilmenau das Fakultätshauptgebäude von „Haus F“ um in „Werner-Bischoff-Bau“ und ehrte damit einen ihrer Großen.
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Werner Widder (Saalfeld)
100 Jahre Feinmechanik, Optik und Elektronik aus Saalfeld
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 259-272
Inhalt:
Im Januar 1911 gründet die Firma Zeiss Jena in Saalfeld eine feinmechanisch-optische Werkstatt zum Bau von Fotoobjektiven für die einfacheren Kameras. Zeiss Jena selbst trat gar nicht in Erscheinung. Im Jahr 1935 begann die Aufrüstung im Deutschen Reich, und die Produktion wurde um Militärgeräte auch in Saalfeld erweitert. Gefertigt wurden Baugruppen für Entfernungsmesser, Bombenzielgeräte, Winkelzielfernrohre. An den Bombenzielgeräten hatten auch die Siegermächte das größte Interesse. Ab Juli 1945, unter sowjetischer Leitung, beginnt sofort die Militärproduktion in den Saalfelder Werken; besonders des Bombenzielgerätes Lotfe und der Entfernungsmesser. Ab 1946 wird die von der SU geforderte Kamera Contax in Saalfeld gefertigt. 1947 wird der Saalfelder Betrieb Stiftungsbetrieb. Nach 1950 wird das Sortiment in Saalfeld deutlich erweitert. 1986 begann die Entflechtung der verschiedenen Fertigungsbereiche, und in Saalfeld wurde die Elektronikfertigung etabliert. Heute werden die Zeiss-Gebäude noch von den Firmen EPSa und Trumpf Medizin Technik genutzt. In Saalfeld sind aber die Feinmechanik, Elektronik und verarbeitende Optik noch wirksam.
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