Armin Schöppach (Aalen)
Ist „Fachkarriere“ eine Möglichkeit, dem fachlich orientierten Ingenieur einen Karriereweg zu eröffnen?
Jenaer Jahrbuch zur Technik – und Industriegeschichte Band 19 (2016), S. 287-342
Inhalt:
Bei der Fachkarriere liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit, hier vereinfacht formuliert, nicht auf Personal- und Kostenverantwortung, sondern auf fachlicher Verantwortung. Der Fachexperte ist wesentlich näher am Produkt, damit auch direkter mit Fehlern in Verbindung zu bringen. Er (oder sie) riskiert dabei zwar nicht seine Arbeitsstelle oder seine Zulagen, aber seinen Ruf, wenn man ihm oder ihr einen Fehler nachweisen kann. Der Fachexperte ist damit trotz dieser scheinbar schwächeren Form von Verantwortung als der Manager ebenso psychischen Belastungen ausgesetzt und, da er oder sie in der Regel ein sehr ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein haben, reicht dieses auch in das Privatleben und belastet es. In der optischen Industrie und hier insbesondere in der Firma Carl Zeiss haben bis heute, wie bereits oben erwähnt, die „Tüftler“ und Erfinder entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Ernst Abbe war wohl immer dieser Kategorie zuzuordnen, auch wenn er darüber hinaus ein hervorragender Manager war. Aber auch vor „Carl Zeiss“ und den dazu gehörenden Unternehmen hat die doch recht einseitige Betonung der Management „skills“, wie es heute heißt, nicht Halt gemacht. In einem Unternehmen, das sich z. B. bereits im 19. Jh. in eine Stiftung umgewandelt hatte mit einem die Mitarbeiter vor allem in fachlicher Hinsicht wertschätzenden Statut, werden Entscheidungen anders aussehen als in einem traditionell von einer starken Administration geprägten Aktien-Unternehmen. Verschiedene Arbeitsorganisatorische Modelle werden diskutiert.